In seinem Vortrag „Die Riesling-Arten sind da!“ (13.05.2025 im Naturkundemuseum Kassel) hatte Herr Prof. Dr. Füldner eine Einführung in die hier grundsätzlich vorkommenden Schmetterlingsarten sowie die Neuankömmlinge aufgrund der sich verändernden Klimabedingungen gegeben.
Am 6.7.2025 ging es dann mit Prof. Dr. Füldner und Maren Allmers auf Schmetterlingsexkursion in ein kleines,
aber feines FFH-Gebiet unweit Kassels. Das Gebiet umfasst Grünland, Flächen mit Baumbewuchs und Magerrasen bzw. Halbtrockenrasen. Es bietet daher verschiedenen Schmetterlingen passende
Lebensräume, obwohl es inmitten einer Agrarlandschaft liegt. Zum Wohl der Insekten wird hier die Landwirtschaft aber mit Bedacht betrieben. Man setzt auf kleinere Parzellen, und es wird nicht zu
viel gedüngt.
Als erstes konnten wir mehrere Exemplare des Kleinen Kohlweißlings sehen. Seit ca. zehn Jahren sieht man auch den Berg-Weißling bei uns.
Prof. Füldner erzählt uns vom tapfersten Schmetterling, dem Zitronenfalter, den wir auch in unseren Gärten häufig sehen. Leider sieht man fast nie die Flügeloberseiten, weil sie in Ruhe sofort
die Flügel zusammenklappen. Zum Aufwärmen legen sie sich gern schräg Richtung Sonne.
Zitronenfalter leben ein Jahr und haben somit die höchste Lebenserwartung der mittel-europäischen Schmetterlinge. Die Falter sind bereits ab März unterwegs, denn sie überwintern als einzige
Schmetterlingsart schutzlos als Falter im Freien. Ab März sieht man sie dann fliegen, die Eiablage erfolgt im April. Ihre Raupen leben von Mai bis Juni. Die Falter der neuen Generationen sieht
man dann ab Ende Juni.
Das allseits bekannte Tagpfauenauge können wir auch entdecken. Diese überwintern ebenfalls als Falter, allerdings suchen sie geschützte Überwinterungsmöglichkeiten auf.
Distelfalter dahingegen sind Wanderschmetterlinge, die zum Überwintern Richtung Süden fliegen.
Bei anderen Schmetterlingsarten überwintern die Raupen an Grashalmen oder Pflanzenstengeln.
Durch den Klimawandel und die Erwärmung sind nun die Admirale bei uns viel häufiger zu sehen als früher.
Es gibt eine Vielzahl an Bläulingen, die oft nur anhand der aufgesuchten Pflanzen zugeordnet werden können. An manchen Standorten in Nordhessen gibt es den Kreuzenzian-Ameisenbläuling und den
Thymian-Ameisenbläuling.
Ein sehr häufig vorkommender Bläuling ist der Hauhechel-Bläuling, der in zwei bis drei Generationen pro Jahr vorkommt. Die Männchen fallen durch die kräftig blau bis blauviolett gefärbte
Oberseite auf, die Weibchen dahingegen sind bräunlich gefärbt.
Der Silbergrüne Bläuling ist ebenfalls ein sehr häufiger Bläuling, den man sehr oft auf dem Dörnberg sieht.
Während wir den Erklärungen lauschen, fliegen viele schwarz-weiße Falter um uns herum.
Es ist die Zeit der Schachbrettfalter. Wenn Sie etwas gelbliche Varianten sehen, dann sind das die Weibchen.
Aber auch Dickkopffalter können wir entdecken. Auch unter diesen gibt es klimabedingt einen Neuzugang in Nordhessen, nämlich den Zweibrütigen Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus armoricanus), allerdings nicht auf dieser Fläche.
Einige Exemplare des Großen Ochsenauges können wir ausmachen. Zuerst fliegen die Männchen. Die Weibchen folgen ein bis zwei Wochen später und verpaaren sich dann mit den noch verbliebenen Männchen. Die Eier werden an verschiedenen Gräsern abgelegt.
Bäume und Wald sind ebenfalls ein wichtiger Lebensraum für Schmetterlinge. So fliegen Faulbaumbläulinge um Bäume herum, aber nicht in der offenen Landschaft. Einen davon treffen wir sogar an.
Schillerfalter sind ebenfalls an Waldrändern zu finden. Sie legen ihre Raupen an der Saalweide ab, die in Wäldern stehen. Die Raupen bleiben dort sechs Monate am Ast. Diese
wunderschönen Falter findet man vormittags am Waldrand gern an Pfützen oder auf Kot. Eisvögel – hier sind die Schmetterlinge gemeint – leben ebenfalls im Wald. An den Großen Brennnesseln im Wald
legt das Landkärtchen gern seine Eier ab. Wir haben Glück, dass uns eines begegnet.
Die Große Brennnessel dient übrigens auch dem Tagpfauenauge als Raupenstube.
Schmetterlinge wie der wunderschöne Schwalbenschwanz lieben Gegenden mit Hanglage. Daher trifft man sie am Dörnberg bei den Helfensteinen sehr oft an.
Auf einem Stück Halbtrockenrasen finden wir das Esparsetten-Widderchen. Die meisten bei uns vorkommenden Arten haben schwarze Flügel mit einer unterschiedlichen Anzahl an rot gefärbten Flecken.
Der Name Blutströpfchen leitet sich davon ab.
Es gibt aber auch Grünwidderchen.
Die Widderchen sind tagaktiv, gehören jedoch zu den Nachtfaltern. Sie sind im Flugverhalten eher träge und bleiben auch bei Annäherung auf den Blüten von Witwenblumen, Tauben-Skabiosen und
Disteln sitzen, darauf vertrauend, dass ihre Färbung Fressfeinde abschreckt.
Damit die Halbtrockenrasen nicht verbuschen, ist die Beweidung der offenen Flächen notwendig. Zum Erhalt solcher Landschaften werden zurzeit noch Schafe und/oder Ziegen eingesetzt.
Blühstreifen und ähnliche Habitate sind sehr wichtig, um verschiedene Lebensräume und Naturschutzgebiete miteinander zu verbinden. Prof. Dr. Füldner verglich sie mit Tankstellen
für die Schmetterlinge. So können sie Gebiete wechseln und unterwegs auf ihren Reisen an diesen blumigen Tankstellen Nektar tanken.
Wir können dies unterstützen, in dem wir auch unsere Gärten zu Tankstellen für Schmetterlinge, stellvertretend für alle nektarverzehrende Insekten, machen.
Zum Abschluss hatte Prof. Dr. Füldner noch eine Überraschung parat: Das Blaue Ordensband, ein wunderschöner Nachtfalter aus eigener Nachzucht aus der Familie der Eulenfalter, der nun in die Freiheit entlassen wurde.
Und für die Gruppe aus ca. 15 Interessierten ging ein äußerst interessanter, schöner und lehrreicher Vormittag zu Ende.
Rechtliches: Das fangen von Schmetterlingen ist nur mit einer entsprechenden Genehmigung erlaubt! Alle gefangen Schmetterlinge wurden wieder freigelassen.
Empfehlung: Wer in Zukunft beim Spazierengehen Schmetterlinge, Insekten, Pflanzen identifizieren möchte, dem sei die App „Observation“ empfohlen!